Ein Treffen am Tor

"Ihr solltet Erfahrungen machen und nicht mutmaßen. Und diese Diskussion gehört nicht hier her.
Ist euch in den Sinn gekommen, dass die Neutralität nichts mit euren Ängsten zu tun hat?

Bei dem Land, ist euch mal in den Sinn gekommen, dass unsere Aufgabe größer als dieser Krieg ist? Ihr streitet euch um Kinkerlitzchen statt euch um den großen Kuchen.

Noch ist alles in Ordnung, eine Balance ist hergestellt, doch wird diese nicht lange halten. Doch auch wenn die Welt im Ungleichgewicht ist, ist es noch kein Grund um zu handeln.
Schaut über euren Tellerrand hienaus und sagt mir, was ist wichtiger als Frieden, wichtiger als dieser Krieg?

Es gibt nur eine Antwort darauf - und erst wenn ihr diese kennt, seid ihr in der Lage den Weg Neutralitas zu folgen!"


Kire war gespannt. Würde irgend jemand hier die Antwort kennen? Würde Jemand die Wahrheit erkennen?

"Wichtiger als Frieden wie auch der Krieg ist das Leben und der ewige Kreislauf zumindest meiner Meinung nach."

"Wo gehört sie denn sonst hin? Wenn ihr doch schon so genau wisst, was zur Neutralität gehört und was nicht, warum fragt ihr dann noch so heuchlerisch? Und warum weicht ihr immer aus, statt auch nur das kleinste Zeichen von euch zu geben, dass ihr meine Einwände, meine Gedanken überhaupt wahrgenommen habt, geschweige denn dass ihr euch einmal Gedanken darüber macht?

Wieviel Erfahrung soll man eurer Meinung nach machen, damit ihr es nicht mehr Mutmaßung nennt? Solange bis man zu den selben Mutmaßungen kommt wie ihr? Oder solange, bis man tot ist und die Erfahrungen, die man bis dahin gemacht hat keinen Wert mehr besitzen? Spielt die Menge der Erfahrungen eine Rolle? Oder nur die Bedeutsamkeit? Die Qualität?

Und warum eigentlich repariert ihr das Dach in eurem Haus nicht wenn es leckt? Warum wartet ihr damit, bis es einbricht und euch verletzt? Womöglich tötet?"

Mittlerweile begann Genevieve wieder zu schreien und diesmal sah man in ihrem Gesicht keine Trauer mehr sondern einfach nur Frust."

"Eure Wut spricht Bände.
Doch Wut löst keine Probleme. Wut ist die Vorstufe zum Hass, welcher diesen Krieg überhaupt erst ermöglicht. So sagt mir, was bringt eure Wut? Bringt sie Erleuchtung? Wohl eher nicht. Wir dürfen eine so wichtige Entscheidung nicht in Rage fällen."

Wieder sah er die kleine Frau an. Seine Stimme war ruhig und ausgeglichen.

"Welches Gleichgewicht kann aus Wut entstehen? Und welchen Schaden kann man in Wut beheben?

Ihr meint, die 2. Schöpfung kann ohne UNS nicht exisiteren? Sie brauch uns zum Fortbestehen? Dann seid ihr ganz klar im Irrglaube. Das Fleisch war Jahrtausende unter einem SIegel gefangen - und es ist auch nicht verendet. Wir stärken seine Reihen, das stimmt - aber es ist nicht von uns abhängig.
Und strebt das Eis auch die Ordnung und den Frieden an.

Das Problem ist, dass jedes Element in sich auf seine Art perfekt ist. Und jedes dieser Elemente strebt nach völliger Perfektion. In diesem Streben ist kein Platz für andere Elemente. Dies ist bei beiden Schöpfungen so. Erinnert euch daran, als Magica fort war - nur den Siedlern war es zu verdanken, dass die Elmente nicht gegenseitig sich anfielen.

Und bei der zweiten Schöpfung ist es genau so. Zur Zeit verbindet sie der Wunsch, das Spiel der Elemente zu gewinnen.
Und euch steht es frei, die zweite Schöpfung zu hassen, doch solang ihr nicht wirklich etwas über diese sagen könnt, solltet ihr nicht versuchen, mit mir über über sie zu sprechen. Wollt ihr etwas über sie erfahren... dann sprecht mit mir, ich werde euch einiges erzählen können."

Kires Blick suchte den von Malglin.

"Der Kreislauf, ja? Dann sprecht weiter, denkt daran, worauf ihr hinaus müsst."

So schnell wie Genevieves Wut gekommen war, war sie auch wieder verschwunden.

"Nun gut, ihr habt recht. Ich bin ruhig."

Die Röte war aus ihrem Gesicht schnell verschwunden und ihr Atem ging langsam.

"Doch fertig bin ich noch nicht.

Habt ihr bemerkt, dass ihr fast keine meiner Fragen beantwortet habt? Liegt das daran, dass ihr nicht konntet? Oder dass ihr mir nicht recht zugehört habt? Was auch immer der Grund ist, so wie ihr redet, kommt es einem vor als würde man ignoriert. Was ihr sagt, sind leere Weiheiten. Leer, weil ihr nichts tut um sie zu decken.

Ich würde mich freuen, wenn ihr meine Fragen beantwortet. Wenn ihr auf meinen Standpunkt eingeht und auf meine Kritik an euch angemessen reagiert, sei es zustimmend oder dagegen argumentierend.

Ihr spracht von Einigkeit des Lagers, einem gemeinsamen Ziel. Überzeugt ihr mich nicht, dann ist euer Vorhaben bereits gescheitert. Denn weder ich, noch die Männer und Frauen unter Waffen, deren Wortführer ich bin, werden euch unterstützen. Dasselbe gilt für einige andere, die Wert auf meine Meinung und mein Wort legen. Und wer weiß, wieviele hier meiner Meinung sind und die ihr dann ebenfalls nicht mehr an denselben Tisch bringen könnt..."

Sie schaute Kire erwartungsvoll an. Dass ihre Worte wie Erpressung aufgefasst werden könnten, das war ihr klar. Doch sie fand keine andere Möglichkeit, um zu zeigen, dass sich jeder der Konsequenzen seines Tuns bewusst sein muss.

"So werden wir uns im Kreis drehen immer und immer wieder.
Sind wir, das Lager, das freies Denken erlaubt, wirklich dazu verdammt,
durch eben dieses Privileg sich selbst der Macht zu berauben?

Scheinbar gibt es unzählige Meinungen und Ansichten, die die gesamte
Masse der Lagernden in kleine Gruppen streut.
Alle für ihre Überzeugungen kämpfend. Doch niemals wird ihr Ziel erreicht werden,
wenn sie sich nicht einigen. So wird die stärkste der Gruppen sich durchsetzen,
ihr Ziel verfolgen, was fälschlicherweise als Ansicht des Lagers verstanden werden wird.
Ich sehe keine guten Zeiten dieser Lande harren, wenn dies Drehen weitergeht."

Raziel wusste, dass dies keine neue Erkenntnis war, jedoch wollte er nicht
länger schweigen.

Die kleine, breite Gestalt hatte sich zu Beginn der Diskussion einfach auf den Boden gesetzt und seinen braunen Reitermantel etwas aufgeknüpft. Sie konzentrierte sich nur auf die Stimmen der Einzelnen Redner und ihre Wortgefechte. Nun erhob sie sich und bahnte sich geschickt, fast lautlos einen Weg durch die Menge, bis sie fast in der Mitte Stand und jeden der letzten Redner sehen konnte. Sie hob ihren Kopf, zog die Kaputze etwas zurück und musterte jedes der umstehenden Wesen genau. Dann richtete er sich auf, nahm seine schwarze Kaputze ab und zum vorschein kam ein recht kleiner, maskierter und schwarz tätowierter Kopf. Der Kopf war der eines anscheind noch recht jungen Mannes, der aber ganz und garnicht nach einem Zwerg aussah. Sie also hatten gesprochen, dachte er sich. Ein Paar Gesichter waren ihm noch im Gedächnis, doch hatte er sie nicht kennengelernt. Meine Zeit des Schweigens ist nun vorbei, dachte er und machte einen deutlichen Schritt auf die letzten Redner zu.

mit überraschend tiefer Stimme ergriff er das Wort.
"Man nennt mich Jäger und ich bin das, wer ich bin. Das sollte euch reichen, um mich zu erkennen. [...] Ihr sprecht von Neutralität und von Zielen, von Einigkeit und vom Sterben. [...] Ich habe den Eindruck, dass viele von euch Angst vor dem Tod haben und doch wollen viele etwas unternehmen. Warum kämpfen soviele, wenn sie lieber niemanden oder gar sich selbst verlieren wollen? Doch diese Frage muss nicht beantwortet werden.

Mein Weg und mein Ziel der Neutralität liegt in der Geduld. Sollen die, die wollen sich zerfleischen. Sollen die Verfemten und die Elemente sich bekriegen, um etwas kämpfen, was ich nicht verstehen will. Ich werde abwarten! Und es wird die Zeit kommen, in der beide sich fragen warum ich warte und nichts unternehme. Sie werden mich ausfragen, sie werden mich testen, mich bedrohen, erpressen [...] doch ich werde warten! Meiner Meinung nach, besteht Neutralität mehr aus Intriegen und Verrat als jeder andere. Man kann keinen Frieden schaffen und ihn bewahren, aber man kann gleichgewicht schaffen. Doch ich gebe zu, dass ich an beidem nicht sehr interessiert bin in diesem Krieg. Ich werde dem Lager eine Zeit lang Dienen, dem Weg dieser Gemeinschaft folgen und vielleicht mein Leben in diesen Landen lassen, aber dann ist es so und ich habe meine Aufgabe erfüllt."

Jäger musste keine Antwort abwarten, er wurde nach seiner Meinung, seinen Zielen und seinem Weg gefragt und er hat geantwortet. Er drehte sich um, setzte sich seine Kaputze auf und ging wieder durch die Menge zurück zu seinem Platz.

Leomar steht auf, sieht sich noch einmal um und geht langsam aus dem Tor hinaus...
Leise dabei an Tricki gewand. "Ich denke es wurde alles gesat, was gesagt werden musste, oder seht ihr es anders? Tredecimus, würdet ihr Genevieve eine Einladung ins Teezelt zukommen lassen?"
Mit einem Blick sah er sich nochmal um. Sollen sie das Lager weiter spalten, so wie sie jetzt streiten, so wird die eigendliche Stärke dieses Lagers nurnoch durch noch mehr Teile geteilt. Ich habe meine Sicht kundgetan...
Wir werden sehen was die Zeit bringt!
In Gedanken tritt er aus dem lager hinaus.

Nach langer Zeit geduldigen Schweigens, begann die Gestalt im grauen Umhang sich in die Mitte des Kreises zu bewegen. Das Gesicht immernoch mit der Kapuze verdeckt, schubste er sanft aber bestimmt alle die ihm im Weg standen beiseite. Doch als er nun im Rednerkreis stand, erhob er nicht das Wort. Er ging weiter auf Kire zu, und blieb knapp neben ihm stehen. Leise, begann er etwas zu Kire zu sagen. Wer nah genug bei den beidne Stand, konnte es vernehmen.

"Bruder Kire, auf dem Weg der Normalen Diskussion kommen wir wohl nicht weit. Erinnert ihr euch an die Prüfungen, letztes Jahr? Sie haben uns viel gelehrt, stellt sie ihnen auch, vielleicht verstehen dann einige den Weg. Aber macht ihr, ich bin bei weitem kein so gewandter Redner wie ihr. Vivat Mitrasperra..."

Als die Gestalt ihr Worte beendet hatte, bezog sie mit etwas Abstand Stellung hinter Kire. Wieder schwieg er, aber seine Ohren waren gespitzt und Augen überblickten die Masse. Er versuchte möglichst viel von dme was gesagt wurde, mitzubekommen, zu verstehen und sich zu merken.

Die Prüfungen? Sollte er sie dem Lager stellen?Hatten sie den Hütern schon einiges gelehrt, doch würde das Lager dafür bereit sein?

Kire richtete sich wieder an den Kreis, dieses mal zögerlicher.

"Das Wesen, oder besser den Weg Neutralitas müsst ihr selbst erkennen. Einige von euch sind auf dem richtigen Weg.
Und versteht mich nicht falsch. Ich stehe nicht hier um mich als Anführer aufzuspielen - ich will euch nur helfen den richtigen Weg zu erkennen. Doch müsst ihr noch vieles lernen.

Denkt daran, wir sind frei. Ihr müsst eure Freiheit nutzen um zu erkennen. Ein Gefängnis aus Lügen ist viel effektiver als eines mit Eisengittern.
Ich habe viel über Mitraspera gelernt und doch - habe ich noch vieles vor mir, was mir unbekannt ist. Doch noch wichtiger als zu lernen ist, dass ihr immer versucht, alle Perspektiven eines Themas zu erkunden. Denn dort besteht die Kunst. Es ist einfach sich von den Elementen sagen zu lassen, dass die Verfehmten böse sind, aber das Selbe sagen die Verfehmten über die Elemente. Wen also glauben? Den Elementen, weil sie uns weniger fremd sind? Oder glaubt ihr dem, der euch zuerst seine Geschichte erzählt?

Ich habe letztes Jahr viel über die Verfehmten gelernt. Sie sind gefährlich - doch weiß ich im Gegensatz zu vielen Anderen auch, WARUM.
Und darum geht es.

Wir sollten Aufgrund von Fakten handeln und nicht weil wir von Jemanden mit nichtswiegenden Geschichten aufgewiegelt wurden.

Dieses Lager wird KEINE Ansammlung von dummen Marionetten sein, welche alles tun was ihnen gesagt wird. Wir müssen hinterfragen. Skeptisch sein.
Wir sind in einem Krieg, in dem zwei Seiten gnadenlos und blind gegeneinander kämpfen - wollt ihr denn genauso sein?
Die beiden Schöpfungen und ihre Anhänger haben den klaren Blick schon längst verlohren, also lasst wenigstens den unsrigen bewahren."


Damit verließ Kire die Menge, sollten sie selbst ersteinmal eine Weile versuchen, auf einen Nenner zu kommen. Er hatte etwas zu erledigen...

Auch Raziel entfernte sich. Wortlos.
Es waren bereits genug Gedankenansätze, die ihn zum nachdenken brachten,
so mussten diese nicht noch weiter verstrickt werden.

Er ging Richtung Lager, auch er hatte eine Pflicht zu erfüllen und
so suchte er den Avatar auf, um dieser nachzukommen.

Tredecimus schaute Leomar hinterher, schulterte seine waffe und ging langsam richtung
Genevieve.

Leise, sodass nur sie es hören konnte sprach er:

Leomar ladet euch zu einem kleinen gespräch im Teezelt ein es wäre uns eine Freude wenn ihr der einladung nachkommen
würdet ich selbst werde dort auch anwesend sein."

Mit diesen Worten drehte sich Tredecimus um und entfernte sich von der Menge.

"Grmph. Also ehrlich." Malglin ist ein wenig enttäuscht."Alle Leute vor dem Tor zusammenzurufen und dann hier in Rätsel sprechen. Entweder legt man die Fakten hier auf den Tisch oder wir werden hier wieder den kleinsten gemeinsamen Nenner haben, d.h. die Verteidigung des Lagers. Sieht sich jemand in der Lage, klarer zu sprechen? Oder mag noch jemand was sagen?"

Jäger drehte sich ein letztes Mal um und sprach mit tiefer Stimme.
"Ich würde solange abwarten, bis auch der Letzte gemerkt hat, dass wir nicht für das Sinnlose schlachten sind. [...] Ich bezweifel jedoch, dass hier noch jemand dieser Meinung ist."

Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und machte sich auf zu seinem Zelt. Einen Rückzug wie die Anderen hatte er nicht nötig, er hatte sich in kein Gefecht verwickelt, doch seine Läufer und sein bester Sammler waren bestimmt schon mit Neuhigkeiten zurück gekehrt, schließlich war er aus einem ganz anderen Grund in diesen Landen.

Igrimm, der in den Reihen der 52. Ehldaraa stand, beobachtete wie sich die Reihen langsam aber sicher lichteten und mehr und mehr Leute den Platz verließen. Zwar gab es noch Gespräche, aber schon lange Zeit sprach niemand mehr laut. Langsam trat er neben seinen Leutnant und sagte ihm zwar vertraulich, aber doch so, dass man es noch Reihen weiter hörte:

"Vielleicht hättest du auch jemanden beleidigen sollen, damit man mit dir spricht!"

Malglin geht schließlich auch, als die Versammlung sich auflöst.