Zwiegespräch

Nach einer Weile kehrt Malglin wieder an das Tor zurück, um zu schauen, ob sich neue Dinge ergeben haben.

Doch die Menge scheint sich längst aufgelöst zu haben. Nur ein junger Mann steht da. Er trägt die einfachen Roben eines Schreiberlehrlings.

"Guten Tag mein Herr. Ihr seht so aus als würdet ihr nach Jemandem Ausschau halten. Ich bin bereits seit einer halben Stunde hier, vielleicht kann ich euch helfen?"

"Eigentlich halte ich nach meinen Lehrling Ausschau, aber irgendwie scheint sich dieser zu verspäten." Malglin rollt ein wenig mit den Augen.

"Nichtsdestotrotz, ich will nicht unhöflich sein. Mein Name ist Malglin Damar, auch wie ihr anscheinend in Reisender in Mythodea. Darf ich nach euren Namen fragen?" und reicht ihm die Hand.

Der junge Mann nimmt die Hand.

"Dürft ihr, immer. Mein Name ist Samuel Salas, ich bin mit meinem Meister hier. Doch heute habe ich frei, daher genieße ich die frische Luft. Man mag gar nicht glauben wie staubig Bücher sein können."

Samuel grinst Malglin an.

"Aber das fällt euch vermutlich schwer. Ihr habt ja bestimmt viel wichtigere und aufregendere Dinge zu tun als in alten Bücherkisten zu wühlen."

"Momentan so wichtig, das ich hier am Lagertor stehe. Gewiss mache ich auch andere Dinge, aber zur Zeit nicht. Ihr seid also ein Schriftgelehrter bzw. ein Schreiber?" und versucht sich anhand der Kleidung des anderen sich einen Eindruck von ihm zu verschaffen.

Die Roben sind unauffällig oliv und einfach geschnitten. Doch überaus praktikabel bei jedem Wetter. Der Träger sieht darin so aus, als hätte er nie etwas anderes am Leib gehabt.

"Noch bin ich eher Bücherträger und Laufbursche, für mehr taugt meine Handschrift noch nicht meint der Meister. Da verlässt er sich eher auf meine Kraft und meine jungen Augen und Ohren. Ich habe einen Blick für Details meint er. Aber ist das ein Wunder? Bei all den Dingen die es in diesem Land zu sehen gibt? So vieles das den Büchern widerspricht. Und all die Leute, ihre Ziele und Ideale. All die Bücher die man damit füllen könnte, sowohl wissenschaftliche Abhandlungen als auch schnöde aber romantische Poesie."

"Nun, ich bin reisender Kaufmann und bin wegen Geschäften hier in diesem Lager. Ich kenne einige der Herren hier und in anderen Lagern und nutze die Reisen nach Mitraspera, um meine Kontakte zu intensivieren und Geschäfte zu machen." Malglin reibt sich gedankenverloren am Bart, weil sein inneres Auge gerade ein wenig schweift. Er räuspert sich.
"Dann seid ihr eher sowas wie eine stützende Hand eures Herren und fertigt Kopien und Reiseberichte an? Darf ich fragen, wie der Name eures Meister ist?"

"Eher die tragende Hand von Meister Virout." Samuel lacht verlegen.
"Aber ja, ich fertige Zusammenfassungen der Notizen meines Meisters an und Reisebreichte für den Eigenbedarf. Die wichtigen Kopien für Archive und Bibliotheken erfordern weitaus mehr Übung und Geschick als ich bisher beherrsche. Das Handelswerk stelle ich mir auch sehr spannend vor. Da habt ihr bestimmt mit sehr vielen überaus interessanten Leuten zu tun. Sagt, wart ihr auch schonmal in den Reichen der Pirouk-Elfen? Ich habe gehört Handelskarawanen sind die einzigen Außenseiter, welche eingelassen werden."

Dieses Elfen-Reich sagt mir nichts. Aber ihr habt recht, als reisendener Kaufmann lernt man sehr viele Leute kennen. Ich reise schon sehr lange durch die Länder der Mittellande und sammele Bekanntschaften und Geschäftskontakte. Die letzen Jahre reise ich jetzt etwas weniger als früher, denn ich habe eine Familie, eine Frau und zwei Kinder. Ich bin ein wenig sesshafter gewordern. Aus welchen Land kommt ihr?

"Oh, ich komme aus Serina, der Insel des Goldes. Das ist aber sehr weit weg vom Pirouk Reich und von hier ebenfalls. Meister Virout kaufte mich aus der Gilde frei und nahm mich mit auf seine Reisen. Er war immer so etwas wie ein Vater für mich. Ich hatte das Vergnügen ebenfalls einiges von der Welt zu sehen, auch wenn sich meine Aussicht durch viele Regale und Folianthen getrübt war. So sind mir die meisten Länder, die ich besuchte eher als Ansammlung von beschreibenden Worten bekannt, denn als richtige Landschaft. Doch mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und auch dieser Lehrling wird einmal alles gesehen haben."

"Das ist die richtige Einstellung. Ist dies eure erste größere Reise?"

"Nunja, körperlich ist es zumindest die erste ausreichend lange Reise zu Schiff gewesen, die mir das Leid vieler Zwerge näher bringen konnte. Geistig gesehen ist dies jedoch nur ein winzig kleiner Schritt auf der größten Reise überhaupt. Obwohl, wenn ich bedenke, welch überragende Köpfe ich bereits kennen lernen durfte. Gelehrte, welche selbst in der Bibliothek von Naham nichts neues lesen werden."

Malglin schaut in den Himmel.
"Tja, wie die Zeit verrinnt. Ich werde später nochmal vorbeischauen. Ich hoffe, die Reise nach Mythodea wird eine lehrreiche und interressante Erfahrung für euch. Mögen die Götter euren Pfad behüten." Dann verabschiedet er sich von Samuel.

"Und möge die Blume immer für euch duften, mein Herr."

Samuel verabschiedet sich ebenfalls und geht in Richtung Taverne.