Wiedersehen mit dem Protektor

[Dieser Thread knüpft dort an, wo Kire das Verwaltungszelt verlässt]

Nach dem Gespräch mit Tobar, der ihn durch das Lager geführt hatte, machte sich Valentin wieder auf den Weg zum Verwaltungszelt. Das rege Treiben verriet ihm, dass der Lagerkommandant nochimmer Besuch und damit viel zu tun hatte.
Unschlüssig blieb der junge Mönch stehen und beobachtete die Geschäftigkeit. Schreiber ließen findig ihre Feder über Papier fliegen, hier und da wurde gehandelt und wieder andere unterhielten sich. Auch Bewaffnete standen herum, machten jedoch nicht den Anschein sich auf etwas vorzubereiten. Dennoch war das gleichbleibende Hämmern der Schmiede überall im Lager zu vernehmen, Kettenhemden wurden geflickt und Schilde verstärkt, man würde sie bald brauchen...

Valentin atmete tief durch, sein Gespräch mit Malglin würde sich wohl noch etwas verschieben.
Da sah er wie eine Gestalt den Zelteingang zur Seite schlug und in das Tageslicht hinaustrat.

Missmutig verließ der Sha'Van das Zelt des Lagerrats.

Er hatte Nichts als dem eingetretenen Ereignis erwartet - aber es war denoch frustrierend.
Der Kreuzzug würde blutig werden - verlustreich auch. Er wusste, dass er anstrengende Tage vor sich hatte, aber er hoffte, dass seine Bemühungen eines Tages Früchte tragen würden.

Erstaunt erkannte Valentin, dass die ebenfalls in Grau gekleidete Gestalt Kire Schattenhaar, der Protektor Exilias war.
Erfreut ging er auf ihn zu.
"Kire! Kire, hier drüben", viele Menschen gingen an dem Zelt vorbei. Doch im Näherkommen bemerkte er, dass der Protektor gereizt schien. Valentins Schritte verlangsamten sich, es war nicht eben klug mit einem gereizten Kire zu sprechen.

"Ihr seid sicher angekommen wie ich sehe?", in seiner Stimme schwang Besorgnis ob des Zustandes des Protektors mit. "Wie war Eure Reise, Kire?"
Er warf einen Seitenblick zum Zelteingang vor dem nochimmer reges Treiben herrschte.
"Malglin scheint dieser Tage sehr beschäftigt zu sein, hat er noch anderen Besuch?"
Einen kurzen Moment hielt er inne.
"Es gibt etwas, was ich mit dem Lagerkommandanten zu besprechen habe ... doch ich möchte darüber vorerst mit Euch sprechen. Habt Ihr einen Moment für mich, Kire?"

Kire nickte dem jungen Heiler zu.
Immerhin hatte dieser Junge Potential - Potential die Welt zu sehen.

"Natürlich Valentin, sagt, was habt ihr für ein Anliegen?".

Unruhig blickte er sich um.
"Ist es möglich hierzu einen etwas ... leiseren Ort aufzusuchen?"
Er gesellte sich zu Kire und schlug mit ihm gemeinsam einen Pfad zwischen Zelten ein, der etwas weniger betriebsam erschien.
"...es geht mir - um die Politik, Kire."
Valentin blickte dem Protektor in die Augen. Dann lies er seinen Blick durch die heranwachsende Zeltstadt wandern.
"Ich habe mich in den letzten Monaten sehr darum bemüht den Planungen dieses Lagers hier dienlich zu sein. Es steht jedem Lageristen offen sich um einen Platz im Lagerrat zu bewerben und somit die Richtung in der das Lager gehen wird zu bestimmen."
Er machte eine theatralische Pause.
"Und hinsichtlich der bevorstehenden Belagerung scheint es mir, dass gerade dieses Lager eine bedeutende Rolle zukommen könnte. Ich möchte gern Teil dieses Lagerrats sein - und wenn möglich als Vertreter Exilias."
Seine Blicke kreuzten erneut Kires.
"Im vergangenen Jahr stellte die Siedlung keinen der Führungskräfte, obwohl sie sich intensiv um die Belange eines starken Lagers kümmerten... Ich bitte Euch somit um die Erlaubnis im Namen des Protektoriats einen Platz im Lagerrat einzunehmen und während den Sitzungen dafür sprechen zu dürfen."
War es vermessen so direkt das auszusprechen, was er dachte? Er hatte Kire als jemanden kennen gelernt der offen und ehrliche Worte zu schätzen wusste - und ein gewisses Vertrauen brachte er Valentin gegenüber offensichtlich auf.
"Mir ist bewusst, dass ich viel zu habe in diesem Jahr und ich rechne damit mich nicht ausruhen zu können. Und dennoch..."

Kire zog eine Augenbraue hoch, als Valentin die Umstände beschrieb.

"Valentin, wir hatten sehr wohl jemanden im Lagerrat, allerdings war dieser ebenso beschäftigt wie ich. Keel wollte dieses Amt ausüben und neue Wege gehen. Allerdings sah er schnell ein, dass diese Art nichts für ihn ist". Kire kratzte sich nachdenklich den Kopf.

"Gern könnt ihr, sofern ihr das wünscht, euer Glück im Lagerrat versuchen. Allerdings unter ein paar Bedingungen. Ihr vertretet als Exilia den Lagerrat, nicht als Valentin der Heiler. Ich möchte unterrichtet sein, wenn etwas beschlossen wurde, aber ich würde auch gern, einige Anstöße geben, die im Lagerrat Einfluss finden sollten. Keel konnte dies erfüllen, sofern er im Lagerrat anwesend war. Er tat dies gut, da NIEMAND merkte, dass er aus Exilia kam. Im Gegensatz hierzu steht unser Senator. Ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, was ich mit ihm tun soll..." antwortete Kire.

Valentin grübelte.
"Keel Windkling befindet sich derzeit in der Alten Welt, es wird sicherlich schwierig mit ihm Kontakt aufzunehmen - schließlich möchte ich ihn nicht aus dem Lagerrat drängen."
Dennoch wurde ihm die große Ehre zu Teil Exilia vertreten zu dürfen. Und noch ein weiterer Punkt wurde von Kire angesprochen, so als wüsste dieser, was der junge Heiler wollte.
"Ihr sagt, so ich denn in den Lagerrat berufen werde soll ich mit meiner Stimme für Exilia sprechen und dies ohne dass erkenntlich wird, dass ich für diese Gruppe spreche. Man weiß, dass ich mich sowohl dem Lazarett als auch den Exilanten verpflichtet fühle...
Wenn ich als Vertreter berufen werde, so kann ich doch gewiss keinen Hehl darum machen, dass ich eben jener Gruppe angehöre. Zudem fehlt es mir an..."
Er stockte einen Augenblick und suchte nach der richtigen Formulierung.
"Wissen, wofür Exilia sich einsetzt, was deren politische Ziele sind, mein ich. Zwar habe ich in Gesprächen mit Euch und mit dem Senator feststellen können, dass es sich dabei nicht um weltfremde Utopien handelt, doch konkrete Ziele oder Leitansprüche sind mir, so beschämend das auch wirken mag, noch nicht unter gekommen."

"Unsere Interessen..." wiederholte der Shav'An.

Langsam blickte er sich um. Beinah abwesend antwortete er:"Es gibz Dinge die wichtig sind, Valentin. Dann gibt es Dinge die scheinen so, als ob sie es wären. Wenn ihr diese beiden Dinge unterscheiden könnt, DANN können wir uns darüber unterhalten, was unsere Interessen sind. Aber, neben diverser anderen Zielen ist die Sicherheit und der Fortbestand des neutralen Lagers übereaus wichtig. Daher ist acuh das ein wichtiges Augenmerk, dem sich Exilia widmet."

Valentin nickte verständnisvoll, die Zeit würde kommen da er verstehen würde.
Erneut lies er den Blick umherschweifen und senkte noch weiter die Stimme, sodass sie kaum mehr als ein Flüstern war.

"Seht, manchmal da Frage ich mich, ob wir Exilanten tatsächlich alleine stehen mit dem was wir tun. In den letzten Wochen hatte ich fiel Kontakt zu den Menschen des Grauen Lagers. Ich habe etliche interessante Gespräche führen können und mir wurden die Augen geöffnet über vielerlei Dinge. Dies ist mit ein Grund, warum ich mich so sehr für dieses Lager einsetzen möchte und auch am Lagerrat um eine Stimme kämpfe.
Euch ist sicherlich bewusst, dass nicht alle Lageristen eure Meinung teilen und ihr als Sonderling geltet. Geschätzt zwar, respektiert, willkommen und dennoch..."
Es war niemand in der Nähe, von weiter weg drangen die Geräusche des Treibens auf dem Platz.
"Ihr seid ein Mann der Tat, der es wagt Dinge anzuzweifeln und zu hinterfragen, ja nach der Wahrheit zu suchen, weswegen ich Euch schätze, doch dies bringt eben nicht bloß Freunde mit sich..."
Einen lächerlichen Moment lang kam er sich vor wie bei einem Verhör. Dabei wollte er doch nichts sehnlicheres als die Wahrheit zu erkennen und diese führte letztlich über die richtigen Fragen zu Antworten.
"Kire, die Exilanten stehen hinter Euch, doch... wer steht neben Euch?"

War die Frage zu unverschämt? War sie vielleicht falsch gestellt? Schließlich war der Protektor stehts darum bemüht Gleichheit walten zu lassen. Doch so war die Frage auch nicht gemeint gewesen... Es musste doch Gleichgesinnte geben, mit denen Kire sich austauschte und über Politik oder Strategien zum Wohle Mitrasperas diskutierte. Eine Gruppe die sich der Neutralität verschrieben hatte, die ihm, Valentin, jedoch nicht bekannt war.
Es gab den Orden der Achenar, ein Orden der sich dem Wissen der Neutralität zugewandt hatte. Dann gab es welche die den Avatar des Grauen Lagers nicht folgen wollten. Wiederum andere sahen ihre Aufgabe darin die fünf Elemente zu einen ... es gab so viel verschiedenes, so vieles, was noch entdeckt werden wollte, so vieles was ihm bisher verborgen geblieben war.

"Es gibt bessere Orte als diesen Hier und wohl auch bessere Zeiten um sich über Politik zu unterhalten als in diesem Augenblick."
Valentin sah Kire in die Augen und offenbarte seine unruhige Natur, der es nach Wissen durstete.
"Ich suche, Kire, suche nach Antworten. Ich bin bereit Wege zu gehen, von denen ich glaube, dass ihr sie mir aufzeigen könnt. Und ich würde gerne wissen, ob wer mich auf diesen Wegen begleiten kann und wird."

Kire musste einmal mehr über den kleinen Heiler schmunzeln.

"Soso, geschätzt, respektiert und willkommen, ja Valentin? Interessant - ich wusste gar nicht, dass man so von mir denkt. Ich hoffe doch, das sollte keine leere Schmeichelei sein? Eines kann ich euch versichern, ich bin mir lieber einer schlechten Situation bewusst als den Bauch gepinselt zu bekommen.Wir leben in gefährlichen Zeiten - da soööte man sich nicht auch noch in Illusionen flüchten" sprach der Shav'An zu dem heiler.

Es war interessant, wie sehr sich der Heiler den Kopf zerbrach. Er schien nicht nur Motivation zu besitzen, auch Wille war vorhanden.

"Eure Fragen sind berechtigt - generell ist doch das sicherste Anzeichen für Wissen die Wissbegier. Aber Wissen und Verstehen sind unterschiedliche Eigenschaften - Valentin. Leute mit Wissen gibt es hier zu Hauf. Wisst ihr, wo der Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge sitzt? In der Tatsache. Aber in den Köpfen, sind diese beiden Dinge das selbe - nur Gedanken. Daher liegen Verblendung und Klarsicht so nach beianander. Aber die Wenigsten würden sich Fehler eingestehen. Je größer ein Fehler wiegt, umso weniger sind die Meisten bereit, ihn sich einzugestehen. Eher sind sie bereit, ihren Kurs fortzusetzen und ihren Fehler noch zu verschlimmern."

Sein Blick wanderte durch die Zeltgasse.
"Mag sein, dass ich allein zu stehen scheine Valentin. Aber - überlegt einmal - denkt ihr wirklich, dass ich so weit gekommen wäre, ohne irgendwelche Verbündete?" sprach er mit einem amüsierten Tonfall. Er breitete seine Arme aus und sprach dabei weiter:"Ihr müsst euch nur umsehen Valentin. Haltet stets die Augen offen. Ich habe hier im Lager einige Helfer - und ich denke, dass auch die Avatarin mir nicht feindlich gesonnen ist. Ebenso pflege ich noch alte Kontakte, aus dem Dienst des letzten Archonten. Des weiteren habe ich auch noch etwas bei einer Malaka'Re gut, die ich letztes Jahr auf die Ebene Aquas mitnahm, um sie vor dem Tod zu retten. Des weiteren bin ich mir sicher, dass die Nyame, die dies mit ansah ebenfalls Sympathie mir gegenüber erbringen würde. Ebenso, unterhielt ich mich vor längerer Zeit sehr gut mit einer schwarzgeflügelten Dame..." sprach er, ohne sich ein Grinsen bei den letzten Worten zu verkneifen.

Mit einem durchaus selbstbewussten Blick sah er Valentin an:" Möge ich jetzt auch allein stehen - wenn es nötig sein sollte, werde ich Kräfte mobilisieren, die man nicht erwarten würde. Dies ist nicht nur mein Wesen - das ist das Wesen Mitrasperas. Das ist das was uns ausmacht. Es ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint. Und auch wenn wir manchmal befremdlich wirken, lohnt es sich doch genauer hinzusehen."

Ihr müsst euch nur umsehen Valentin. Haltet stets die Augen offen. Ich habe hier im Lager einige Helfer.
Die Worte blieben ihm im Kopf. Mehr hatte er leider nicht in Erfahrung bringen können und so musste er sich damit begnügen, dass der Protektor ein geheimnisvolle Gestalt war, die sich gerne mit Rätseln schmückte.
Rekapitulierend wurde ihm bewusst, dass er eigentlich nicht viel schlauer geworden war: Er wusste nun, dass Kire mit hohen Würdenträgern zu tun hatte und deren Umgang pflegte, eine Tatsache die er bereits vermutet hatte.
Doch blieb im Verborgenen, was es mit Kires rätselhaften Beziehungen zu einem Geist mit Namen Isambard auf sich hatte. Valentin war bei dessen Anrufung in der Nähe gewesen, bei der mehrere in Grau gekleidete Gestalten mitgewirkt hatten. Bisher hatte er sich nie danach erkundigt, doch der Umstand, dass Isambard, der Geist der Neutralität, für seinen Einsatz wärend der Großen Schlacht in Siegelstatt gefeiert wurde lies erneutes Interesse in ihm aufkeimen.

"Sagt, was hat es mit dem Geiste Isambards auf sich?"

"Isambard... dies ist eine interessante Frage. Er ist - seinen Worten nach, ein letztes Relikt aus alten Zeiten. Einst war er ein Diener der Neutralität, vor dem Weltenbrandt. Er verlohr sich - und seinen Schild. Durch Zufall fanden wir seinen Teppich, aus dem wir ihn beschworen. Er war damals sehr verwirrt und konnte Vieles nicht, was wir ihn für selbstverständlich hielten. Sprechen... laufen. Anscheinend hat er, wegen seiner ewigen Suche in dieser Welt ausgeharrt. Zumindest behauptet er dies. Wie bereits geschildert - kann er sich nur an Wenig erinnern. Ich weiß nicht, ob er die Wahrheit spricht - oder ob er etwas verbirgt." antwortet Kire dem Heiler.

Kire konnte sich genau an die von Valentin geschilderte Situation erinnern.

"Wir brachten ihn Vieles bei und halfen ihm, seine Furcht zu überwinden und weckten seinen Mut, Ehrgeiz und Ausdauer. In der letzten Schlacht war ich die ganze Zeit über an Isambards Seite - und glaubt mir, seine Waghalsigkeit hätte mir fast meinen Kopf gekostet" sprach der Protektor mit einem Lachen.

"Aber es waren einige... mutige Wesen dieses Lagers, die ihn zu dem machten, was er einst war".